Erfolgreicher Testlauf auf Friedlicher Nachbar

Im Rahmen des BRYCK WaterHub testete das niederländische Technologieunternehmen Acquaint sein innovatives Inspektionssystem zum ersten Mal unter realen Bedingungen. Das Pilotprojekt verfolgt das Ziel, neue Verfahren zur präzisen und effizienten Zustandsbewertung von Schachtrohrleitungen zu entwickeln. Betrieb, Wartung und Instandhaltung sollen künftig nachhaltiger erfolgen.

Das von Acquaint entwickelte System, der sogenannte Acquarius, ist ein autonomer Sensorträger, der sich selbstständig durch waagerechte Rohrsysteme bewegt und dabei mittels hochpräziser Ultraschalltechnologie ein vollständiges digitales Abbild der untersuchten Strecke erstellt. Er erfasst Wandstärken, Rohrverläufe, Verbindungen und potenzielle Schwachstellen – und das bei laufendem Betrieb, ohne Grabungen oder aufwendige Nachbearbeitung.

Der Acquarius ist für eine Vielzahl von Rohrmaterialien – darunter Gusseisen, Stahl, Kunststoff oder Spannbeton – geeignet. Die erhobenen Daten werden über ein webbasiertes Dashboard zur Verfügung gestellt und bieten Betreibern eine fundierte Grundlage für datenbasierte Wartungsentscheidungen.

Weiterentwicklung für vertikale Rohrleitungen

Im BRYCK WaterHub arbeiten RAG Aktiengesellschaft, BRYCK und Acquaint gemeinsam an der Weiterentwicklung des Systems für vertikale Rohrleitungen – ein Bereich, in dem es bislang keine etablierten Lösungen gibt. Der eigens dafür entwickelte Prototyp muss unter Tage Drücken von bis zu 80 bar standhalten und wird über eine Winde durch die Leitung geführt. Im Unterschied zu horizontalen Systemen bewegt er dabei nicht durch die Rohre gedrückt, sondern mit einer mechanischen Seilwinde kontrolliert gebremst, um die Stabilität und Messgenauigkeit sicherzustellen.

Bei der Testung auf der Zeche Friedlicher Nachbar wurde der Prototyp in zwei Durchläufen innerhalb von rund 15 bis 20 Minuten in das 240 Meter lange Rohrsystem hinabgelassen. Die ausgelesenen Ergebnisse bestätigen die Funktionalität des Systems unter Realbedingungen: Der Schlitten bewegt sich stabil und zentral im Rohr und die Sensoren liefern gleichmäßige und starke Ultraschallsignale.

Auswertung und nächste Schritte

Die im Test erhobenen Ultraschallsignale werden in einem nächsten Schritt von Data Scientists analysiert und in ein vollständig digitales Abbild der Rohrstrecke umgewandelt. Anschließend erfolgt der Abgleich der Messdaten mit Referenzwerten des TÜV, um die Genauigkeit der Methode zu verifizieren. Nach erfolgreicher Validierung soll die Teststrecke von aktuell 240 Metern auf bis zu 800 Meter erweitert werden.

Langfristiges Ziel ist die Anerkennung der neuen Messmethode durch die zuständigen Behörden – damit könnten Inspektionsintervalle verlängert und Wartungsprozesse deutlich effizienter gestaltet werden.

Bedeutung für den WaterHub und die Zukunft der Infrastruktur

Mit dem erfolgreichen Test im Rahmen des WaterHub zeigt sich, wie Innovationspartnerschaften zwischen etablierten Industrieunternehmen, Technologie-Startups und Innovationsplattformen konkrete Lösungen für zentrale Infrastrukturfragen hervorbringen können.

Die Kooperation zwischen RAG Aktiengesellschaft, BRYCK und Acquaint steht exemplarisch für den Ansatz des BRYCK WaterHub: Forschung, Entwicklung und Praxistests zusammenzuführen, um neue Standards in der Wasserwirtschaft zu setzen – präziser, effizienter und nachhaltiger.

Das ist auch das Ziel des zweiten Reallabors zum Thema Wasseranalytik mit dem Startup SpectroMarine, das einen vollautonomen optischen Sensor zur kontaktfreien Echtzeitmessung von Wasserqualität testet. Die erste Testung findet am 13. November am Standort Camphausen statt und bildet den Auftakt für eine mehrmonatige Erprobung unter realen Bedingungen.

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