Wilhelm Tax ist tot

Mit-Erfinder der Dahlbuschbombe bleibt allen Bergleuten unvergessen.

Der Bergbau trauert um Wilhelm Tax. Der Mit-Erfinder der legendären Dahlbuschbombe, die unzähligen Bergleuten in aller Welt das Leben rettete, verstarb Donnerstag letzter Woche. Der Vermessungsingenieur wurde 97 Jahre alt.

Sowohl der Vorstandsvorsitzende der RAG-Stiftung, Bernd Tönjes, als auch der RAG-Vorstandsvorsitzende Peter Schrimpf würdigten Tax als eine herausragende Persönlichkeit des Bergbaus. Wie kaum ein anderer habe er die Tugenden und Werte der Bergleute verkörpert. Tax‘ solidarischer Einsatz für in Not geratene Menschen – ob im Bergbau oder für Flüchtlinge – sei ebenso außergewöhnlich wie vorbildlich gewesen. Die Erinnerung an den stets bescheidenen Helden werden die Bergleute immer in ihren Herzen tragen.

Der 1923 geborene Tax stammt aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater arbeitete auf der Zeche Bonifacius an der heutigen Stadtgrenze von Gelsenkirchen und Essen. Seine Mutter trug als Putzfrau in einer Metzgerei zum Familieneinkommen bei. Gemeinsam mit seinen drei Geschwistern wuchs Tax im Schatten der Kokerei auf und absolvierte bei der Bergwerksgesellschaft Dahlbusch eine Ausbildung zum Bergvermesser. Nach dem Krieg, in dem er als junger Mann schwer verwundet wurde und in Gefangenschaft geriet, beendete er sein Ingenieurstudium.

Einer der bewegendsten Momente in Tax‘ Leben: das Grubenunglück auf Dahlbusch im Jahr 1955. Ein Gebirgsschlag ließ einen Blindschacht oberhalb der elften Sohle einstürzen. Mehrere Bergleute retteten sich in einen kleinen Zwischenort. Tax fuhr gerade zur Mittagsschicht, als sich das Unglück ereignete. Von dem Moment an arbeitete er tagelang unter Hochdruck. Was der damals 32-Jährige nicht wusste: Seine Arbeit würde in die Geschichte eingehen – als Vorarbeit für die allererste Rettung von Bergmännern durch ein Bohrloch.

Nachdem die von Tax berechnete Bohrung zunächst der Kontaktaufnahme mit den Verschütteten diente, kam den Rettern anschließend die Idee, das Loch auf 40 Zentimeter zu vergrößern. In einem Test schweißten sie zwei Blechröhren aufeinander. Tax selbst hielt sich am Haken eines Krans fest, der ihn mit den Armen nach oben gestreckt in die Röhre hinunterließ. Die Geburtsstunde der Dahlbuschbombe – und die Rettung für die verunglückten Bergleute.

Nationale Bekanntheit erlangte die Erfindung 1963 beim Grubenunglück in Lengede. Und das Nachfolgemodell rettete später unter anderem Bergleuten in Chile das Leben. Die Kumpel werden Wilhelm Tax und seine Verdienste niemals vergessen.