Die Landschaftsagentur Plus GmbH (LA Plus) hat den Ellbach in Saarwellingen, im Bereich Labacher Hof, renaturiert. Die Planungskosten wurden von der Gemeinde und dem Land getragen, die LA Plus wurde mit der Umsetzung beauftragt. Die Baukosten für den jetzt fertiggestellten Abschnitt übernahm die RAG Aktiengesellschaft (RAG). Auf 500 Metern wurde das über Jahrzehnte kanalartig begradigte und ökologisch verarmte Gewässer in einen naturnahen Zustand zurückgeführt – mit Flutmulden, strukturreichen Uferzonen und neuen Lebensräumen für Libellen, Amphibien und Wasservögel. Heute (20. August) nahmen Petra Berg, Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz des Saarlandes und Dr. Horst Brünnet, Bürgermeister der Gemeinde Saarwellingen, gemeinsam mit Joachim Löchte, Vorstand Technik der RAG, sowie Nicole Büsing und Markus Kissenbeck, beide Geschäftsführung LA Plus, das Ergebnis in Augenschein.
„Die Renaturierung des Ellbachs ist in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn für unsere Gemeinde“, erklärte Dr. Brünnet. „Die neue Struktur des Ellbachs hat schon jetzt den ökologischen Zustand sichtbar verbessert – und stärkt gleichzeitig das Landschaftsbild, den Erholungswert und den Hochwasserschutz für Bürgerinnen und Bürger. Neben der ökologischen Aufwertung wird der Ellbach und das Ellbachtal für die Menschen in der Kommune wesentlich attraktiver werden.“ Außerdem sei die Gemeinde im Rahmen der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zur Renaturierung des Ellbachs als berichtspflichtiges Gewässer im Sinne der WRRL verpflichtet. „Wir freuen uns, dass die Gesamtkonstellation dazu geführt hat, dass wir lediglich einen kleinen Teil der Kosten der Renaturierung tragen müssen“, so der Bürgermeister.
„Ziel der Wasserrahmenrichtlinie ist es, Bäche und Flüsse wieder in einen naturnahen Zustand zu versetzen und die gute Gewässerstruktur wiederherzustellen. Dabei beraten wir die Kommunen und unterstützen sie finanziell bei den Planungskosten“, erläuterte Umweltministerin Berg. „Neben dem ökologischen Aspekt haben wir hier ein hervorragendes Beispiel, wie solch eine Maßnahme einen Beitrag zur Klimafolgeanpassung leistet. Ziel ist es, den ökologischen Zustand des Gewässers zu steigern, um Lebensraumstrukturen aufzuwerten, die wiederum dazu beitragen, die ökologische Vielfalt und den Artenreichtum zu verbessern.“ Die Ministerin lobte das Zusammenspiel aller Beteiligten – Gemeinde Saarwellingen, RAG und Landschaftsagentur Plus - als beispielgebend für die Umsetzung von WRRL. „Wir stehen im Saarland vor der Herausforderung, Klimaschutz und Naturschutz in konkretes Handeln umzusetzen. Das gelingt hier am Ellbach beispielhaft: Gemeinde, Unternehmen und Flächenagentur ziehen an einem Strang. Ich bin dankbar für die Expertise der Landschaftsagentur Plus, die im Saarland schon mehr als 60 Kilometer Fließgewässer renaturiert hat, und damit ein wichtiger Umsetzungspartner der saarländischen Umweltziele ist.“
Die RAG hat die Kosten der Renaturierung übernommen. Möglich wurde dies durch die anstehenden Sanierungen der Halden Luisenthal und Duhamel. „Wir haben hier eine Konstellation, in der gleich drei ehemalige Bergbaukommunen tangiert sind“, erklärte Vorstand Technik Joachim Löchte. „Denn die RAG suchte mit Blick auf die anstehenden Sanierungen der Halden Luisenthal und Duhamel nach einem Ort, an dem die naturschutzrechtlich erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen ökologisch sinnvoll umgesetzt werden können.“ Die RAG nimmt mit den Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ihre gesetzliche Verpflichtung wahr. „Als Unternehmen mit Verantwortung für ehemalige Bergbaustandorte sehen wir es als unsere Aufgabe und Pflicht, dort wo es möglich ist, diese Maßnahmen auch in ehemaligen Bergbaukommunen umzusetzen und damit Mehrwerte zu schaffen“, betonte Löchte. „Mit der Renaturierung des Ellbachs verbinden wir die gesetzliche Notwendigkeit mit einem ökologischen Mehrwert: Für den Artenschutz, in der Region – und als Beitrag zu einer klimaangepassten Wasserlandschaft.“
Gemeinsam mit der Landschaftsagentur Plus entschied sich das Unternehmen daher für die Umsetzung der Renaturierung des Ellbachs – eine Maßnahme, die Naturschutz, Wasserwirtschaft und unternehmerisches Handeln miteinander verbindet. Bei der anstehenden Sanierung der Bergehalde Luisenthal stellt der Weiher auf dem Haldenplateau eine besondere Herausforderung dar. Dieser gilt als artenreicher Lebensraum für Wasservögel und Libellen. Im Rahmen der Haldensanierung wird die künstliche Wasserzufuhr allerdings eingestellt und es ist mit einer Reduzierung der dort vorhandenen Wasserfläche zu rechnen. Deshalb muss ein Ausweichquartier für die Wasservögel gefunden werden. „Hier am Ellbach erschaffen wir dieses Ausweich- und Ersatzquartier. Die LA Plus hat selbst das Röhricht von Luisenthal hierherbringen und anpflanzen lassen“, so Löchte. Die Maßnahme gilt als vorgezogene Artenschutzmaßnahme.
Nicole Büsing, Geschäftsführerin der Landschaftsagentur Plus, erläuterte: „Wir zeigen hier am Ellbach, was uns als Flächenagentur ausmacht. Wir liefern ein Komplettpaket, verbinden Planung, Fläche und Umsetzung – schnell, qualitätsgesichert und in enger Partnerschaft mit Kommunen und Unternehmen. Es ist unser Anspruch, Maßnahmen naturschutzrechtlich umzusetzen und auch als echten Beitrag zur Klimapolitik und zur regionalen Resilienz zu gestalten.“ Gemeinsam mit ihren Partnern modellierte die LA Plus den Bachverlauf neu: Heute windet sich der Ellbach wieder durch eine strukturreiche Auenlandschaft – mit Flutmulden, gewässerbegleitenden Biotopen und neu geschaffenen Lebensräumen. Die neuen Flutmulden nehmen bei Starkregen Wassermassen auf, und auch die Artenvielfalt hat deutlich zugenommen.
Alle Maßnahmen sind aufeinander abgestimmt und zeigen nachhaltige Weitsicht: Den Erdaushub vom Ellbach, rund 10.000 m³, hat die LA Plus im Auftrag der RAG nach Ensdorf zur Halde Duhamel transportieren lassen, um den dortigen Absinkweiher in Teilbereichen damit abzudecken. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine vorgezogene Artenschutzmaßnahme, denn im Laufe der anstehenden Sanierung der Halde Duhamel müssen Amphibien und Reptilien aus den Sanierungszonen abgesammelt und in geeigneten Ersatzhabitaten untergebracht werden. Mit dem Absinkweiher wurde nun der dafür notwendige Rückzugsraum geschaffen. Aktuell werden die ersten Tiere umgesiedelt.
Die Landschaftsagentur Plus wird weitere rund vier Kilometer des Ellbachs renaturieren. Teilweise auch mit Finanzierung der RAG. Bis 2027 ist der Ellbach von der Quelle bis zur Mündung in sein ursprüngliches Bett zurückgeführt. Michael Boes, der den saarländischen Standort der LA Plus in Friedrichsthal leitet, beschrieb die umfassenden Arbeiten so: „Wir haben hier die Besonderheit, dass wir den Ellbach auf 500 Metern nicht nur aus seinem begradigten Bett befreit und ökologische Defizite behoben haben, wir haben eine komplett neue Aue hergestellt. Wir haben im Grunde ein neues Tal geschaffen.“ Die eigendynamische Gewässerentwicklung des Ellbachs wurde wieder hergestellt, im Uferbereich wurden neue Retentionsflächen geschaffen und Gewässerschlingen angelegt. Dadurch wurde eine Aufwertung der bereits vorhandenen Biotopstrukturen erzielt. Auch neue Flutmulden wurden geschaffen, damit das Gewässer bei Hochwasserereignissen zusätzlich entlastet wird. „Außerdem haben wir eine Insel angelegt“, so Boes. „Diese ist Lebensraum für Pflanzen und Tiere, wie wassergebundene Vogelarten und Libellen.“ Dazu werden noch 30 neue Schwarzerlen, Flatterulmen und Berg-Ahorne gepflanzt.
Boes hat sich während seines Ingenieursstudiums auf Hochwasserschutz und Gewässerrenaturierung spezialisiert. Für ihn ist ein Bach nicht nur ein Gewässer, sondern eine Lebensader der Landschaft. „Als Team hier vor Ort wissen wir, was ein Bach wie der Ellbach für die Region bedeutet: für die Artenvielfalt, für den Wasserhaushalt – aber auch für das Landschaftsbild und die Lebensqualität der Menschen.“
Über die RAG Aktiengesellschaft
Die RAG ist ein Unternehmen im Wandel: Vom Kohleproduzenten zum verantwortlichen Gestalter des Nachbergbaus. Das Unternehmensziel: Die Bergbauregionen lebenswerter zu gestalten – Tag für Tag. Dabei geht die RAG verantwortungsvoll mit Menschen, Umwelt, Klima und Finanzen um. Das Unternehmen verfügt über ein ausgezeichnetes Fach- und Expertenwissen verschiedener Disziplinen, um diese Aufgaben nachhaltig zu bewältigen. Dabei bewahrt die RAG zugleich Traditionen und die Werte des Bergbaus, wie Zusammenhalt und gegenseitige Fürsorge.
Über die Landschaftsagentur Plus GmbH
Die Landschaftsagentur Plus entwickelt und finanziert bundesweit Projekte zur Steigerung der biologischen Vielfalt und der Leistungsfähigkeit von Ökosystemen. Auf diese Weise entstehen ökologische Mehrwerte für Vorhabenträger, Unternehmen, Flächeneigentümer und Kommunen, die zur Kompensation negativer Umwelteinwirkungen eingesetzt werden können. Als größte deutsche Flächenagentur ist sie bundesweit mit drei Standorten vertreten. Mehr unter: www.landschaftsagenturplus.de.